Im Interview: Rouven Besseling-Fischer, Director Sales Denmark

Rouven Besseling-Fischer ist bereits seit sechs Jahren in der Nagel-Group tätig. Zunächst ging er der Aufgabe als Department Manager nach, bis er heute die Tätigkeit als Director Sales Denmark ausübt. Er absolvierte die Positionen als Operations Manager, Head of Operations und Head of Operational Solutions wo er das „Spannungsfeld“ zwischen Operations und Sales betreut und ebenso operative Lösungen entwickelte. Als Director Sales Denmark verantwortet er den gesamten Sales-Bereich von Nagel Danmark und steht mit den nordischen Kunden in engem Kontakt.

Sie haben viele Etappen innerhalb Nagel Danmark durchlaufen, aus welchen ziehen Sie die meisten und prägendsten Erkenntnisse und warum?

Das ist eine schwierige Frage, da ich jede Etappe genossen habe und mir auch jede auf ihre Weise geholfen haben, dort und der zu sein, wo und wer ich heute bin.

Es gibt jedoch eine Sache, die mir in jeder Etappe gleichermaßen aufgefallen ist und mich natürlich beeinflusst hat: Meine Kollegen! Die Bereitschaft, Dinge umzusetzen, gemeinsam durch schwere Zeiten zu gehen und gelegentlich auch mal sehr schwere und unangenehme Entscheidungen zu treffen, ist in Dänemark einmalig. Jeder der Kollegen in Dänemark zeigt ein ungemein hohes Interesse am Erfolg des Unternehmens und ist extrem darauf fokussiert, seinen Teil dazu beizutragen. Für mich als ehemaligen Mannschaftssportler ist das natürlich sehr beflügelnd.

 

Als Director Sales Denmark wissen Sie, was die Kunden derzeit bewegen. Welche Themen, Fragen oder auch Probleme kommen bei Ihnen an? Was bewegt die Kunden in Skandinavien bzw. Dänemark?

Im Vertrieb sind die Aufgaben und Gespräche dieses Jahr natürlich sehr herausfordernd gewesen. Die Folgen von mehr als zwei Jahre mit diversen Corona-Lockdowns, Brexit, Krieg und konstant steigende Kosten sind nicht nur für uns, sondern auch für unsere Kunden eine große Bürde. Das bedeutet leider, dass die Kunden mehr und mehr den Fokus auf ihre Logistikkosten legen und diese eine deutlich höhere Gewichtung einnehmen.

Bereits jetzt merken unsere Kunden im Handel, dass wir als Endverbraucher unsere Kaufmuster ändern und der Kostensituation anpassen. Dies stellt natürlich nicht nur den Handel vor großen Herausforderungen, sondern auch unsere produzierenden Kunden, die innerhalb kürzester Zeit nicht nur eigene Marge verlieren, sondern auch noch ihre komplette Produktion mit dem entsprechenden Rohwarenzufluss anpassen müssen.

Da unsere Kunden ihre Produktion dementsprechend anpassen, aber trotzdem ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen müssen und wollen, wird dies gleichzeitig auch eine größere Anforderung an CO2-reduzierenden Maßnahmen in der Logistik geben als auch eine korrekte Darstellung der Emissionen in unseren Serviceleistungen aufzuzeigen.

 

Was macht unsere nordischen Standorte besonders? Gibt es Unterschiede zu anderen Standort-Regionen?

Dänemark ist für die meisten das Tor nach Skandinavien. Von hier aus sind es sehr kurze Wege nach Norwegen, Schweden und sogar Finnland – besonders da die Infrastruktur sehr gut ist und auch UK ist innerhalb kürzester Zeit mit der Fähre von Esbjerg zu erreichen.

Gleichzeitig ist der Kern Europas sowie unsere Kollegen in CEE oder die baltischen Länder logistisch sehr gut erreichbar – es fühlt sich manchmal an, als ob Dänemark viel zentraler liegt, als es sich wirklich befinden.

Andere Themen, wie zum Beispiel nachhaltige Energie, haben einen hohen Stellenwert in den nordischen Ländern. Umgeben von Wasser sowie „eine steife Brise aus Nordost“ haben die Skandinavier schon früh in sowohl Wasser- als auch Windkraft investiert und haben dies – neben Schweine, Milch, Rinder und Fisch – natürlich auch als starke Einnahmequelle.

Unsere Standorte in Dänemark zeichnen sich jedoch dadurch aus, dass sie der perfekte Mix aus Netzwerkdichte und direkter Distribution ermöglichen. Wo die meisten unserer Marktbegleiter mit lediglich einem Standort operieren können, haben wir es geschafft, ein Netzwerk zu bauen, mit dem wir den dänischen Kunden eine hohe Qualität und Stabilität sowie kurze Laufzeiten unabhängig von der Sendungsgröße zu bieten. Durch die stetig wachsende Anbindung und das restliche Gruppennetzwerk sowie unser Partnernetzwek STEF haben wir auch dort einzigartige Möglichkeiten.

 

Gerade in Skandinavien sind Fische und Krebstiere beheimatet, spiegelt sich dies auch in unseren Lagern wider? Lässt sich ein Branchenschwerpunkt feststellen?

Überraschenderweise liegt unser Schwerpunkt nicht beim Seafood. Ganz im Gegenteil können wir uns transportseitig auf drei größere Teilbereiche stützen: BeLog für den Handel, Meat, Diary.

Das sind in Dänemark gleichzeitig auch – trotz viel Outsourcing in der Produktion – noch immer die größten Industriezweige. Im Bereich Kontraktlogistik erweitern wir ja gerade unsere Standorte, sodass wir jetzt dort unseren Fokus auf die TK-Kunden legen können und denen eine One-Stop-Shop-Lösung anbieten. Dies hat es so vorher bei uns nicht gegeben.

Durch die Kombination und dank des hohen Anteils BeLog, sind wir den Volumenschwankungen nicht ganz so stark ausgesetzt wie einige unserer Marktbegleiter. ‚Gegessen wird immer‘ und Nahrunsmittel werden überwiegend im Handel gekauft. Dies ermöglicht uns eine gewisse Mengenstabilität. Jedoch sind wir natürlich auch den Mengenverschiebungen durch die Lockdowns von HoReCa zum Handel stark beeinflusst gewesen und können auch jetzt wieder leichte Verschiebungen sehen. Die HoReCa-Branche hat sich noch nicht ganz erholt und muss natürlich jetzt aufgrund der weltpolitischen Lage wieder „bluten“.

Gleichzeitig werden aber auch die Markenprodukte unserer Kunden mehr und mehr abgewählt und in private Label für den Handel umgewandelt. Noch sehen wir allerdings nicht zu Schwarz, da für die bevorstehende Weihnachtssaison alles daraufhin deutet, dass wir es uns alle sehr gut gehen lassen und qualitativ hochwertig Speisen und Feiern wollen. Die Lager sind noch gut gefüllt, werden aber erwartungsgemäß zu Weihnachten deutlich geleert werden – und hoffentlich werden sie danach wieder eine ähnliche Auslastung zeigen, wie wir es aus den „guten alten Zeiten“ kennen.

 

Wie gestalten Sie Ihre Freizeit? Haben Sie Hobbys, die Sie ausüben oder Vereine, in denen Sie aktiv sind?

Momentan beschränkt sich meine Freizeit darauf, diese mit meiner Frau und meinen 2 Söhnen (2 Jahre und fast 5 Jahre) zu verbringen. Da ich jedoch früher sehr aktiv gewesen bin und unter anderem fast 20 Jahre lang (mehr oder weniger erfolgreich) Handball gespielt habe, – nein, nicht bei der SG Flensburg-Handewitt, sondern in dänischen Minderheitenvereinen in Deutschland – versuche ich noch immer regelmäßig Zeit zu finden, um mich sportlich zu betätigen. Außerdem versuche ich mich ständig weiterzubilden und habe mir mit der Geburt meines 1. Kindes vorgenommen, dass ich genau wie er jede Woche etwas Neues lernen sollte. Dieser Vorsatz ist im Nachhinein betrachtet sehr ambitioniert gewesen, hat jedoch dazu geführt, dass ich mich nicht nur mit fachlicher Weiterentwicklung auseinandersetze, sondern mich auch mit Meditation, Yoga, Kitesurfen usw. beschäftigt habe und generell sehr viel lese.

Es geht jedoch absolut nichts über gemeinsames Lego bauen mit den Jungs oder einfach in Pfützen herumzuspringen – damit können wir zu dritt Stunden verbringen.