Lebensmittellogistik in Zeiten von COVID-19

Erster Corona-„Stresstest“ bestanden

Bei der Nagel-Group ist man es gewohnt, auf eine schwankende Nachfrage im Einzelhandel flexibel zu reagieren. Die Hamsterkäufe zu Beginn der Corona-Krise stellten dennoch eine enorme Herausforderung für Deutschlands größten Lebensmittellogistiker dar. Denn auf den plötzlichen Ansturm war niemand vorbereitet. Trotzdem blieb die Versorgung der Menschen durchgehend gesichert. Nagel beliefert Discounter und Supermärkte im Auftrag zahlreicher Lebensmittelhersteller.

 

Jeder Supermarktkunde kennt das: An manchen Tagen sind die Geschäfte deutlich voller als gewöhnlich und die Schlangen an den Kassen entsprechend lang. Aber die Regale bleiben gut gefüllt. Das liegt daran, dass sich Produktion, Logistik und Einzelhandel rechtzeitig auf Nachfrageschwankungen einstellen.

Weihnachten steht im Kalender – Corona nicht

Im März war das anders. Die Corona-Hamsterkäufe haben die Branche kalt erwischt. „Wir hatten Mengen wie vor Weihnachten, aber kaum Gelegenheit, uns darauf vorzubereiten“, sagt Marcel Vogler, Geschäftsführer Nagel Deutschland. „Bei einem Fleisch- und Wurstproduzenten mussten wir an manchen Tagen dreimal so viel Ware wie sonst üblich abholen.“ Wobei mit „wie sonst üblich“ zehn Lkw-Ladungen gemeint sind. Wenn daraus plötzlich 30 werden, müssen die Disponenten 20 zusätzliche Kühlfahrzeuge bereitstellen. Normalerweise plant man so etwas Wochen im Voraus.

Prozesse laufen langsamer als sonst

Hinzu kommt, dass seit Ausbruch der Pandemie viele eingespielte Prozesse nicht mehr wie gewohnt funktionieren. Zu Beginn der Pandemie haben Schlagbäume und kilometerlange Staus die internationalen Lieferketten ausgebremst. In den bis zu 70 Kilometer langen Staus haben auch die Fahrzeuge mit Lebensmitteln warten müssen.

Die extremen Rückstaus haben sich zwar aufgelöst, aber auch an den Umschlagplätzen und in der Verwaltung läuft wegen Corona vieles anders. Das konsequente Einhalten verschärfter Hygienevorschriften bremst gewohnte Geschwindigkeiten aus. Bei der Nagel-Group sind viele Mitarbeiter in den Schichtdienst gewechselt, damit man sich nicht zu nah kommt. Gut funktionierende Teams, die sonst Hand in Hand arbeiten, halten Abstand. Auf diese neuen Gegebenheiten muss man sich erst einmal einstellen.

„Corona war und ist auch für die Nagel-Group herausfordernd“, sagt CEO Carsten Taucke. „Zumal wir seit Anfang April einen gegenläufigen Trend erleben und die Nachfrage deutlich sinkt.“ Es wirkt fast so, als wollten die Verbraucher prüfen, wie flexibel der Logistiker auf Extremsituationen reagieren kann und wo seine Kapazitätsgrenzen liegen. So eine Art Stresstest.

Logistik ist Teamwork

Sollte Lebensmittellogistik in Zeiten von Corona tatsächlich ein Stresstest sein, hat ihn die Nagel-Group mit Bravour bestanden. „Bei unseren Kunden hat es keine logistik-bedingten Engpässe gegeben“, stellt Vogler fest. Er sieht darin auch eine großartige Leistung der Fahrer. Auch! „Denn vergessen wir eines nicht: Logistik ist Teamwork. Zu einer termingerechten Zustellung gehören genauso die Lagermitarbeiter und die administrativen Bereiche mitsamt der Disposition. Hier greifen viele Zahnräder ineinander.“ Jeder leistet seinen Beitrag, damit Prozesse selbst in einem schwierigen Umfeld fehlerfrei laufen und die Corona-spezifischen Vorgaben eingehalten werden.

Auf neue Änderungen gut vorbereitet

Zum Auf und Ab bei der Versorgung des Einzelhandels kommt noch hinzu, dass eine andere Branche in einer besonders schweren Krise steckt. Nicht nur bei der Nagel-Group sind die Aufträge aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe dramatisch eingebrochen. Wen wundert’s? Alle Restaurants bleiben in vielen Ländern geschlossen, niemand verreist am Wochenende und jeder Kongress verwandelt sich in eine Telefon- oder Videokonferenz. Da sind gut funktionierende Lieferketten für die Bewirtung wenig gefragt. Sobald sich dies ändert, kann die Nagel-Group reagieren. Nagel-CEO Taucke verspricht: „Wir sind flexibel aufgestellt und können daher sehr schnell auf schwankende Mengen reagieren – auch wenn der Gastrobereich wieder durchstartet. Wir werden weiterhin unseren Teil dazu beitragen, die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen.“